Johannserort: Kameralamtsgarten wird zum „Bürgergarten“
Im Vor-Ort-Gespräch geht es ums Parken, den Verkehr und um den Kameralamtsgarten / dritter Termin im Lorenzort
Bei den Quartiersgesprächen im Kapuziner der vergangenen Wochen konnten sich Anwohner und Interessierte ausführlich über die Vorhaben zur Verkehrsberuhigung in den Quartieren informieren und eigene Ideen einbringen, die von den Experten gerne aufgenommen wurden. Bei den Ortsterminen geht es nun um Details. Im Johannserort sorgen sich die Anwohner um den Erhalt der Stellplätze und kritisieren den Durchgangsverkehr. Für die Gestaltung des Kameralamtsgartens zu einem „Bürgergarten“ gab es viele konstruktive Ideen.

Schnell war klar, wo im Johannserort der Schuh drückt: Auch hier sind die Anwohner vom Durchgangs-, oder vielmehr Abkürzungsverkehr maximal genervt – wie im Sprengerort auch. Denn das Hauptstraßenkreuz und die dortigen Staus elegant durch Rottweils Gassen zu umgehen, das scheint für viele die schnelle Lösung zu sein. Die Anwohner indes bringt dies schier zur Verzweiflung – was sie auch deutlich kundtaten. Beim Rundgang machten sich Horst Bisinger, Mobilitätsbeauftragter der Stadtverwaltung und sein Team gemeinsam mit den Anwohnern selbst ein Bild von den viel kritisierten und kritischen Punkten und suchten im Gespräch nach Lösungen. Um dem Durchgangs- und Abkürzungsverkehr Einhalt zu gebieten, schlug Horst Bisinger vor, die Konviktsgasse zur Einbahnstraße umzuwandeln, so dass von unten her nicht mehr durchgefahren werden könne. Auch von der Hochbrücktorstraße her müsse man die Durchfahrt durch das Quartier möglichst unattraktiv gestalten, so Bisinger. Hier wolle man Varianten erst mal ausprobieren und dann endgültig entscheiden.
Kritisch sehen die Anwohner den Wegfall von Anwohnerstellplätzen wie zuletzt im Sommer testweise beim „Soluna“. Im Laufe der Diskussion wurde das Spannungsfeld ersichtlich: Zum einen wünschen sich viele Bürgerinnen und Bürger zwar mehr Aufenthaltsqualität in der Innenstadt, zum anderen möchten aber viele Innenstadtbewohner möglichst viele Anwohnerstellplätze in den Gasse erhalten. Die Stadt Rottweil verweist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass der Gemeinderat zur Entlastung der Innenstadt das Parken auf den stadtnahen Parkplätzen für Anwohner kostenlos gemacht hat. Nicht zur Disposition stehen die Parkplätze des Hotels entlang der Johannsergasse. Bisinger informiert darüber, dass die Fläche bereits seit 1996 dauerhaft verpachtet ist, um den Betrieb des Hotels zu gewährleisten. Im Laufe der Diskussion kam die Idee auf, die Anordnung von Parkplätzen, Bänken, mobilen Bäumen und Kunstwerk zu verändern, um mehr Effizienz zu erreichen. So sollen die Parkplätze nach vorne und der Aufenthaltsbereich nach hinten verlagert und mit Pollern gesichert werden, um der Gastronomie mehr Raum zu geben.
Ein wichtiger Punkt war auch die Umgestaltung des Kameralamtsgartens in einen „Bürgergarten“. „Das ist ihr Garten, hier dürfen sie ebenfalls mitentscheiden“, machte Micha Sonnenfroh, Abteilungsleiter Stadtgrün und Gewässer und Projektleiter der Landesgartenschau, deutlich. Der Kameralamtsgarten soll nicht als Schaugarten für die Landesgartenschau im Jahr 2028 dienen, sondern vielmehr für die Anwohner Aufenthaltsmöglichkeiten bieten. Mit der Gestaltung soll bereits ab diesem Sommer begonnen werden. Sowohl der obere, als auch der untere Bereich des Kameralamtsgartens, der noch dem Land gehört, sollen neu gestaltet werden, so Sonnenfroh. Landschaftsarchitekt Harald Sailer stellte anhand von Plänen mögliche Gestaltungen des oberen Bereichs vor, und die Bürger brachten zahlreiche Ideen mit ein. So waren beispielsweise beim Quartiersgespräch zwei Gestaltungsvarianten angesprochen worden. Eine moderne mit einer großen multifunktionalen Grünfläche, festen und frei bewegbaren Möbeln, Platzhalter für Kunst und schattenspendenden Bäumen – und eine Gestaltung in Anlehnung an die historische Vorlage aus dem Jahr 1798. Die moderne Variante machte nun beim Ortstermin das Rennen. Wichtig für den Bürgergarten sei, dass er Aufenthaltsmöglichkeiten und Spielmöglichkeiten (keinen Spielplatz), biete, und dass man diesen abends abschließen könne. In Richtung Hotel soll es eine optische Abgrenzung geben und einen möglichst barrierefreien Übergang in den unteren Bereich. Harald Sailer zeichnete die Vorschläge in den Plan ein, der im Anschluss ausgearbeitet und den Bürgern erneut vorgestellt werden soll. Im Sommer solle es mit den ersten Arbeiten loslegen.
Die dritte Veranstaltung findet am Donnerstag, 30. März, um 17 Uhr im Lorenzort statt. Bei diesem Termin wollen sich Sandra Graf und Horst Bisinger vertiefend um die Gestaltung der Metzgergasse kümmern und die Aussichtspunkte in das Neckartal verbessern. Treffpunkt ist in der Metzgergasse. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.