Touristen in der Oberen Hauptstraße: Als Ausrichter einer Landesgartenschau blühen Städte auf und können nachhaltige Tourismuskonzeptionen entwickeln (Archivfoto Stadt Rottweil/hak design studio).

Landesgartenschauen bieten eine große Bühne für allerlei Akteure – nicht allein für Gartenbauer. Eine Gartenschau lockt tausende Besucher in die Stadt. Einzelhandel, Gastronomie und Hotellerie sowie die Wirtschaft profitieren davon. Doch was ist nach der Gartenschau? Wie lange hält der positive Effekt an?

Sehr lange, sagen Experten – wenn man es richtig angeht. Eine Landesgartenschau sei mehr als ein Event, betont bwgrün. Und sie könne sich über Jahre oder gar Jahrzehnte positiv auf die Tourismusentwicklung auswirken. Eine Landesgartenschau steigere den Bekanntheitsgrad und fördere das Image einer Kommune. Steigende Besucherzahlen im Tages- aber auch im Übernachtungstourismus wiederum verbessern die Angebotssituation in Handel, Hotellerie und Gastronomie. Bessere und vielfältigere touristische Angebote wiederum würden immer wieder neue Gäste anlocken. Die bundesweit tätige Freizeit- und Tourismusberatungsgesellschaft ift mit Sitzen in Köln und Potsdam weist in einer Studie auf Wertschöpfungs- und Beschäftigungseffekte hin, von der sogar fast alle Branchen einer Stadt profitieren könnten. Ebenfalls eng mit den ökonomischen und touristischen Effekten verbunden seien laut ift die psychologischen Effekte. Dabei werde die überregional ausstrahlende Publikums- und Medienwirksamkeit von Landesgartenschauen gezielt für die Entwicklung eines modernen Stadt-, Standort- und sogar Regionalmarketings genutzt. Eine weitere Studie aus Hessen zeigt, dass gut 70 Prozent der Aufträge rund um die Landesgartenschau in der Region verbleiben. Und die weichen Standortfaktoren, die für künftige Mitarbeiter heutzutage mehr denn je ausschlaggebend sind, würden ebenfalls verbessert.

„Mithilfe der Landesgartenschau könnten wir unsere touristische Infrastruktur ausbauen und langfristig entwickeln“, unterstreicht daher Rottweils OB Ralf Broß die Chancen einer Landesgartenschau in Rottweil. „Das ist gerade jetzt wichtig, da wir durch den Testturm und die geplanten Hängebrücke hier einen Aufschwung erleben und nachhaltig für unsere Stadt nutzen wollen.“

Beispiel Schwäbisch Gmünd: Hier wirkte sich die Landesgartenschau deutlich spürbar auf die Zahl der Übernachtungen aus. Im Jahr vor der Landesgartenschau lag sie bei gut 150.000. Zwei Jahre danach durfte sich die Gmünder Hotellerie über fast 170.000 Übernachtungen freuen. Es gebe zudem auch weitere positive Effekte, wie Manfred Maile, der Geschäftsführer der Landesgartenschau in Schwäbisch Gmünd, auf Anfrage mitteilt. So hätten die Bürger beispielsweise ein neues Selbstbewusstsein gewonnen, die Stadt werde in der Region neu wahrgenommen und sie sei „aufgeblüht, nicht nur in den Beeten, sondern auch in der Seele“.

Diese Effekte bestätigen auch andere Landesgartenschaustädte auf Nachfrage. „Zweifellos trug die Landesgartenschau 2000 dazu bei, das Image der Stadt Singen nachhaltig zu verbessern und die Identifizierung vieler Bürger mit ihrer Stadt zu fördern“, sagt Singens Oberbürgermeister Bernd Häusler. Die meisten Grünflächen habe man erhalten können und sie stehen der Bevölkerung auch heute noch zur Verfügung. Auch in Villingen-Schwenningen habe man nahezu die komplette Parkanlage erhalten können, sagt Oberbürgermeister Dr. Rupert Kubon. „Die Landesgartenschau 2010 war ein grandioses Fest mit langfristigen und nachhaltigen Effekten.“

Bei aller Euphorie betonen aber alle Verantwortlichen, dass diese positiven Effekte einen längeren Planungsprozess erfordern. Die Eckpfeiler dafür sind in Rottweil bereits gesetzt. Sollte im Sommer die Zusage kommen, geht es an die Detailplanung. Das Projekt „Höher. Grüner. Weiter.“ würde Rottweil dann den Weg in die Zukunft ebnen.