Das Archiv-Bild entstand bei einem Vor-Ort-Termin zur Landesgartenschau im historischen Schienenbus der Eisenbahnfreunde Zollernbahn im Rottweiler Bahnhof
Rottweils OB Ralf Broß setzt sich für die Reaktivierung der Bahnstrecke nach Balingen ein. Das Archiv-Bild entstand bei einem Vor-Ort-Termin zur Landesgartenschau im historischen Schienenbus der Eisenbahnfreunde Zollernbahn im Rottweiler Bahnhof – übrigens noch bevor die Corona-Pandemie in Deutschland um sich griff (Archiv-Foto: Stadt Rottweil).

„Die Machbarkeitsstudie ist eine historische Chance, die wir ergreifen sollten“, betont Rottweils Oberbürgermeister Ralf Broß. „Im Zuge der Verkehrswende wird der Schienenverkehr an Bedeutung zunehmen, so Broß, der sich seit vielen Jahren für den zweigleisigen Ausbau der Gäubahn einsetzt. „Wir sollten auch im ländlichen Raum darauf hinarbeiten, möglichst viel Individualverkehr auf die Schiene zu verlagern.“ Eine Bahnverbindung von Rottweil über Wellendingen und Schömberg nach Balingen gab es bereits einmal, sie wurde in den 70er Jahren stillgelegt und später teilweise überbaut. „Aktuell geht es nicht um eine konkrete Streckenführung. Vielmehr wollen wir untersuchen lassen, welche Trassen in Frage kommen und welche am besten geeignet wäre.“

Broß begrüßt es ausdrücklich, dass der Landkreis Zollernalb nun die Machbarkeitsstudie in Auftrag gibt. Insgesamt geht das Landratsamt in Balingen von Gesamtkosten in Höhe von rund 100.000 Euro aus. Das Land Baden-Württemberg fördert das Vorhaben mit einem Zuschuss in Höhe von 75 Prozent. Die Stadt Rottweil steuert 7.500 Euro bei. Mit Unverständnis reagiert das Rottweiler Stadtoberhaupt auf die ablehnende Haltung des Landkreises Rottweil, der sich nicht beteiligt. „Der Bildungsstandort Rottweil mit seinen Schulen und Berufsschulen hat ein Einzugsgebiet bis weit in den Zollernalbkreis hinein. Dasselbe gilt für den Berufsverkehr, viele Menschen pendeln auf der B 27 zwischen unseren Landkreisen hin und her“, so Broß. Die Reaktivierung der alten Bahnstrecke nach Balingen würde eine attraktive Alternative zum Auto schaffen und die ÖPNV-Anbindung Rottweils über die Zollernalb bis in den Ballungsraum Tübingen-Reutlingen mit seinen Hochschulen und Kliniken stärken. Umgekehrt würde auch der Landkreis Zollernalb besser ans Oberzentrum Villingen-Schwenningen angebunden und sich darüber hinaus über die Gäubahn neue Verbindungen in die Bodensee- und Alpenregion erschließen. „Damit würde die Querspange nach Balingen nicht zuletzt den Rottweiler Bahnhof als Bahnverkehrsknoten und die Stadt Rottweil als Mittelzentrum stärken“, ist Broß überzeugt. Er erhofft sich von der Machbarkeitsstudie auch Aufschluss über mögliche Synergie-Effekte, wenn die beiden Nahverkehrsnetze des Ringzugs und der Zollernalbbahn über Rottweil miteinander verbunden werden. „Zugfahrten von Villingen nach Hechingen oder von Albstadt nach Donaueschingen könnten dadurch schneller und attraktiver werden und die Region zwischen Schwarzwald und Alb enger zusammenrücken“, blickt Broß zuversichtlich in die Zukunft. Die Strecke sei darüber hinaus auch als Ergänzung für Fernverbindung interessant – für Fahrten von Tübingen bis Zürich.

„Wir reden hier allerdings erst einmal von langfristigen Überlegungen, eine Umsetzung in den kommenden Jahren erscheint unwahrscheinlich“, gibt Rottweils OB zu bedenken. Mit der Machbarkeitsstudie betreibe man vor allem langfristige Lobbyarbeit für den Öffentlichen Personennahverkehr im Ländlichen Raum. „Wir haben nun ein weiteres Instrument im strukturpolitischen Werkzeugkasten.“ Andererseits stellen Bund und Land derzeit hohe Fördermittel für Streckenreaktivierungen zur Verfügung, Experten rechnen für die Strecke Rottweil-Balingen mit einer Förderung von bis zu 96 Prozent. „Landesweit werden derzeit stillgelegte Strecken auf ihre Attraktivität hin überprüft. Broß mahnt: „Wir müssen da unbedingt dran bleiben, damit der Zug nicht im wahrsten Sinne des Wortes ohne uns abfährt.“